Sportschießen – die richtige Sportart auch für Kinder und Jugendliche?
Auch wenn der Deutsche Schützenbund zu den mitgliederstärksten Sportverbänden zählt, bleibt die Gewinnung und Förderung von Mitgliedern eine der wichtigsten Aufgaben. Besonderes Augenmerk gilt dabei den Kindern und Jugendlichen, wobei nicht zu übersehen ist, dass in vielen Landesverbänden der Zulauf Heranwachsender nicht zufriedenstellen kann.
Übungsleiter und Trainer berichten immer wieder, dass Eltern oftmals gar nicht so begeistert sind, wenn sich ihr Kind dem Sportschießen zuwendet. Viele Eltern wissen zu wenig über unsere Sportart, was manche Vorbehalte verständlich macht. Andere versuchen, das Sportschießen in die Nähe militärischer Aktivitäten zu rücken oder betonen vermeintliche gesundheitsschädliche Aspekte.
Stellt Schießen körperliche Anforderungen?
„Der schießt ja nur” – diesen Satz kann man oft hören, wenn ein Schütze beobachtet wird. Dabei ist Schießen ein Hochleistungssport, der Körper und Geist stark beansprucht. Wer im Schießen gut sein will, benötigt nicht nur einen hohen Intelligenzquotienten, sondern auch die Fähigkeit zur absoluten Konzentration und eine genaue Kenntnis der eigenen Psyche. Körperliche Kondition ist aber genauso gefragt. Bei einem normalen Wettkampf ist das über 5 kg schwere Gewehr 40 mal in Anschlag zu bringen. Rechnet man die Probeschüsse noch hinzu, muss eine Gesamtlast von einer Vierteltonne gehoben werden. Dazu kommt noch, dass der Schütze während des Zielvorgangs die Luft anhalten muss.
Kein Wunder, dass Sportmediziner von einem Olympiaschützen die Leistungsfähigkeit eines 400 m – Läufers erwarten. Trotzdem ist im System Mensch-Maschine der Schütze selbst das schwächste Glied. Er weiß, dass die Waffe immer trifft: Beim Einschießen eines modernen Luftgewehrs in der Fabrik schlägt die 4,5 mm große Kugel 100 mal in das selbe Loch. Der Einschlagdurchmesser auf der Scheibe ist beträgt danach maximal 5 mm. Sobald jedoch ein Mensch dieses hochgezüchtete Sportgerät in die Hand nimmt, verschlechtert sich das Ergebnis. Muskeln zittern, der gesamte Körper schwankt etwas, die Nerven flattern und der Lauf der Waffe wird unruhig. Um jetzt ein gutes Schießergebnis zu liefern, ist eine absolute Konzentration und fast perfekte Körperbeherrschung gefragt. Ein guter Schütze kennt und fühlt jede Muskelspannung in seinem Körper. Beim Training wird gelehrt, wie es möglich ist im Anschlag sowenig Muskeln wie irgend möglich einzusetzen, das Ziel ist, den Körper, vor allem Skelett und Sehnen, in eine stabile Situation zu bringen. Angespannte Muskeln sind unruhig, zittern – diese Vibration überträgt sich natürlich auch auf die Waffe, der Schuss geht daneben.
Fördert Schießen die Aggressionsbereitschaft?
Ein Sportschütze betrachtet seine Waffe als Sportgerät. Er bekämpft keine Gegner, sondern sieht sein Ziel darin, sich selbst so zu steuern und zu beherrschen, dass höchste Präzisionsleistungen erbracht werden können. Keine der im Deutschen Schützenbund geschossenen Disziplinen verletzt diese Prinzipien. Vom ersten Tag an wird dem Schützen beigebracht seine Waffe nie auf ein lebendes Ziel zu richten. Dies führt dazu, dass erfahrene Schützen richtiggehend eine psychologische Barriere aufbauen, mit einer Waffe leichtfertig umzugehen.
Zudem ist Erfolg in der schwierigen Disziplin des Sportschießens nur mit Selbstbeherrschung und emotionaler Stabilität zu erlangen, Wut und Aggressionen gegenüber Dingen und Personen können die Leistung nur beeinträchtigen.
Welche Disziplinen sind für Kinder geeignet?
Das Sportschießen kennt eine Vielfalt an Disziplinen. Das fängt an bei der allgemein populärsten Waffe, dem Luftgewehr, und endet bei Disziplinen wie dem Großkaliberschießen auf 300 m, dem Tontaubenschießen etc. Natürlich sind nicht alle Disziplinen für Kinder und Jugendliche geeignet. Zum einen setzt hier der Gesetzgeber enge Schranken: Unter 14 Jahren darf nur mit Luftdruckwaffen geschossen werden. Hier wird wohl das Luftgewehr die Waffe der Wahl sein. Meist ist die Luftpistole für die Kinder zu schwer, um damit vernünftige Ergebnisse zu erzielen, zum anderen spielen hier auch Sicherheitsüberlegungen eine Rolle. Ist das Gewehr zu schwer, kann ein spezielles, kleiner und leichter gebautes Jugendgewehr zum Einsatz kommen, oder man behilft sich mit einer Gewichtsentlastung. Dies dürfte vor allem bei Kindern unter 12 Jahren angebracht sein.
Ab 14 Jahren erlaubt der Gesetzgeber auch das Schießen mit der Kleinkaliber-, der „scharfen” Waffe. Hier ist wohl vom Übungsleiter wirklich von Fall zu Fall zu entscheiden, ob dem Jugendlichen bereits der Umgang mit einer solchen Waffe erlaubt werden kann. Grundsätzlich ist es wünschenswert, dass Jugendliche auch mit der „scharfen” Waffe Erfahrungen sammeln können. Hier ist speziell das KK Standardgewehr auf 50m zu nennen, ebenso wie der Dreistellungskampf.
Quelle: Mit freundlicher Genehmigung des Schützenvereins Hubertus Poing e.V.